9 Tage Maracaibo, 9 Tage Hitze, reichlich Chaos auf den Straßen....
Maracaibo ist nicht Ottersberg. Die zweitgrößte Stadt Venezuelas mit annähernd 6 Millionen Einwohnern ist keine Stadt in der man sein ganzes Leben verbringen möchte. Sie ist eine Mischung aus einer Kopie Miamis und einer Favela. Man lernt sie lieben und hassen. Jede Taxifahrt wird zum Albtraum. Man ist froh lebendig aus den Blechkisten zu steigen, die man Autos nennt. Bei uns würde so was noch nicht einmal der Schrottplatz annehmen. Hier fährt man noch damit herum und fühlt sich frei. Eine Tankfüllung Benzin kostet höchstens 4 Bolivares. Ein Bier 6 Bolivares. Wasser ist teurer als Benzin. Entsprechend fährt jeder Auto. Zu Fuß gehen ist ein Fremdwort und gefährlich. Wer zu Fuß geht ist verdächtig oder ein Tourist und dem könnte man doch etwas von seinen Dollars entwenden.
Nein bislang ist nichts passiert. Wenn 30 Studierende im Pulk durch Maracaibos Straßen ziehen ist das eine Sensation. In Ottersberg wäre das normal und keiner würde sich umdrehen.
Morgen ist der große Tag. Um 17 Uhr wird die letzte Velada Santa Lucia eröffnet. Im Moment herrscht noch großes Chaos in unserer kleinen Fabrik. Man hat uns diese kleine Plexiglas und Schilderwerkstatt als unseren Ausstellungsraum angeboten. Ein 6 Mann Betrieb etwas unscheinbar, wenn man nur die Fassade auf der Straße sieht. Aber nach hinten erwies sich der Raum als riesengroß. Schätzungsweise 400 m2 Fläche, reichlich Dreck und Unordnung. Die Räume an sich schon ausstellenswert. Mit 30 Studierenden kann man schlicht weg in keines der kleinen Familienhäuschen gehen, insofern war diese Lokalität für uns wie maßgeschneidert. Nun haben sich alle mit der Thematik dieses Betriebes und den Räumlichkeiten auseinandergesetzt, bzw. tuen es noch immer.
Es gibt insgesamt 4 große Teams mit gemischten Gruppen. Die einzelnen Projekte wurden in der vergangenen Woche in der Universität diskutiert und nun vor Ort weiterentwickelt. Im Moment arbeiten alle auf Hochtouren. Wir sind alle gespannt wie es aussehen wird und vor allem wie es morgen von den vielen Besuchern aufgenommen wird. Gestern Abend wurde eine einstündige Sendung mit Informationen rund um die Velada auf einem der Hauptfernsehsender in ganz Venezuela ausgestrahlt. Es gibt niemand in Maracaibo der die Velada nicht kennt.
Am Freitag war ich mit meinem Kollegen Luis alias Pollo Gómez in der Universität und wir haben über unsere zukünftige Kooperationen unserer Hochschulen gesprochen. Ottersberg wird die erste internationale Kooperation auf Hochschulebene sein. Auch für Ottersberg ist es die erste Vereinbarung mit einer Universität in diesem transkontinentalen Kontext. Die Feda, ist ein Teil der Universität und hat ebenso wie wir künstlerische Studiengänge. Freie Bildende Kunst, tanz und Theater und Musik. An der Kunsttherapie sind sie sehr interessiert. Es scheint hier bei jungen Leuten auf reges Interesse zu stoßen. In jedem Fall freue ich sehr auf diese Kooperation, die unserer Hochschule sicherlich viel neuen Schwung und Interesse einbringen wird.
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