Hallo ihr lieben Leser,
sicherlich ist die Nachricht auch schon in Deutschland angekommen und viele Fragen sich, was nun in Venezuela los ist.
Ich habe schon mehrere Anfragen von Freunden und Familie dazu bekommen und entschied mich, meine Eindru7ecke hier it euch zu teilen.
Vorgestern Nachmittag ereilte mich die Nachricht Chavez sei gestorben. Erstmal war nichts anders.Alles normal. Abends waren wir auf den Weg vom Hotel in ein Restaurant und die Stimmung war eine andere. Das Wetter war stuermisch und drueckend. Fast wie eine Inszinierung! Am Hoteleingang, der sonst immer fuer jeden zugaenglich ist, wurden wir von einem Waechter empfangen, alles war abgeriegelt, Auf der Strasse vor dem Hotel- Blaulichter und keine Menschenseele zu sehen.
Die Stadt Maracaibo rief hoechste Sicherheitsstufe aus. Und Deutsche beruehrte es weniger. In der ersten Nachte fuehlte es sich fuer mich wirklich wie "die Ruhe vor dem Sturm" an. Jetzt jedoch ist jeodch das kleinste an mulmigen Gefuehlen gewichen, keine Angst, ein gutes, alltaegliches Gefuehl.
Die Venezolaner reagierten unterschiedlich auf die Botschaft. Wie ueberall gibt es Gegener der Linken und Befuerworter. Jedoch waren wir Augenzeugen von Menschen, die wirklich Angst fuehlten. Angst vor dem was jetzt kommen wir. Buergerkrieg?, Revolution? Mit Chavez Tod fuehlt sich das Land gesetzeslos. In kleinen Doerfern und in Caracas hoerten wir aus dritter Hand, dass es kleinere Unruhen gab. Menschen pluenderten Geschaefte, Feuer wurden gelegt. Taxis bringen uns nicht mehr ins Zentrum, wegen Angst vor Ueberfaellen. Im Grossen und Ganzen ist es jedoch nur die Angst vor einer Eskalation, die viele Menschen bewegt.
Wie aessert sich diese? Uebliche Menschenschlangen vor Supermaerkten werden noch laenger. ie sonst so belebten und Lauten Strassen sind nun sehr ruhig und viele ziehen sich in ihre Haeuser zurueck.
7 Tage herrscht hier jetzt " el luto", die Trauerzeit. Schulen und oeffentliche Gebaeude sind geschlossen. Es ist Verboten Alkohol zu konsumieren, die sonst so gutbesuchten Spirituosenregale in den Maerkten sind mit roten Klebeband abgesperrt. Im Radio laufen revolutionaere Gesaenge, und tragische Berichterstattungen ueber Chavez Tod. Oeffentliche Musik und Discotheken sind untersagt- alles ist wirklich sehr still hier! Sogar die Maenner pfeifen uns nicht mehr nach. Fuer uns deutsche ist es alles einwenig uebertrieben und schwer nachzuvollziehen. Hier ist die Politik jedoch eng verbunden mit Emotionen.( Koennt ihr euch vorstellen auf Lebensmitteln und T-shirts den Aufdruck "Ich liebe mein Land", bzw. "mein Herz schlaegt fuer Chavez/ mein Land" zu sehen?)
Bis jetzt steht kein Nachfolger fest. Im Mai sind Neuwahlen, bis dahin bleibt offen, wie es hier in Venezuela weitergeht. viele Unterhaltungen mit Einheimischen geben mir das Gefuehl, dass erst dann wirklich was ins Rollen kommen koennte. Wie auch immr die ganze Geschichte hier ausgeht, wir werden berichten und Ohren und Augen offen halten.
Leider habe ich keine Zeit und Moeglichkeit (kaum Internet verfuegbar) die europaeischen Berichterstattungen zu verfolgen. Es waere doch sehr spannend die deutschen Nachrichten auf den Pruefstand zu stellen.
Herzallerliebst, Franzi
Kommentare
liebe franzis, lieber leserInnen, dein text bestaetigt mir, was ich auch aus dem direkten kontakt mit dir in der posada Alemania in Mérida erlebe. du verstehst nichts von dem, was in Venezuela geschieht und vor allem, warum es geschieht. dein blick ist der blick eines menschen, der aus seiner kleinen box heraus, die er kennt, nun versucht, orientierung zu finden, ohne sich dabei auch nur etwas anzustrengen. gerne wuerde ich euch hier einen text zum tod von unserem grossen freund, Senor Hugo Chavez, einbringen. vielleicht auch noch so manch anderen text, um euch eine andere sichtweise zu ermoeglichen. eben nicht diesen eurozentrischen dreck, der letztlich nur aus der dummheit, also der stetigen erhaltung der unwissenheit, resultiert. Hugo Chavez ist fuer die menschen ein symbol, eine konzentration fuer eine neue welt, die auf der gleichheit aller menschen ruht und in der es keine geldeliten, kein militaer und keine staaten mehr gibt. die ersten reaktionen, ich war in Barinas, war schmerz und trauer. die menschen versammelten sich spontan auf dem hauptplatz, Plaza Bolivar. diese plaetze sind immer das zentrum von groesseren gemeinden und staedten. bei diesen treffen, taeglich, stellten wir uns der trauer. verarbeiten sie. und ueberlegen uns, wie wir unseren weg weitergehen. diese phase der praesidentschaft von Higo Chavez war die phase des grossen umbruchs. die aufloesung des reaktionaeren und buergerlichen staatssystems, die reste der eliten und der kolonisatoren, fuer den Estado de Comuna. die kommunale selbstorganisation. dem stellen sich die eliten entgegen, die grossgrundbesitzer, die korrupten und egoistischen staatsdienes aus allen bereichen. sie wissen, dass ihre zeit zu ende geht. in den auseinandersetungen in Zulia, wo ihr gelebt habt, also in Maracaibo, einem zentrum der reaktion, verschaerfen sich die konflikte zwischen den indigenas und den grossgrundbesitzern und den staatlichen firmen zur auspluenderung des landes. der klassenkampf tobt. so wie auch in deutschland, auch wenn ihr dies vielleicht nicht merkt, weil euch die kriterien dazu fehlen. aber das, was mit der EZB und dem ESM passiert, das sollte euche doch etwas zu denken geben. da ist es wenig hilfreich, einige bilder zu malen. mit lieben gruessen, willi (uebelherr) merida/venezuela REDES Comunales Merida www.redescomunalesmerida.wordpress.com redescomunalesmerida@gmail.com